Mehr als nur eine Schule

Das NPH-Kinderdorf in Nicaragua wurde 1994 eröffnet. Es ist damit das dritte Land Zentralamerikas, in dem wir gefährdete Kinder durch medizinische Versorgung, eine gute Ausbildung und berufliche Weiterbildung unterstützen.

Historischer Überblick

Seit der Ankunft der Europäer im 16. Jahrhundert und besonders im letzten Jahrhundert haben die Menschen in Nicaragua unter Bürgerkriegen, brutalen Diktaturen und großer Not gelitten. Nach der Unabhängigkeit von Spanien im Jahr 1821 führte ein Machtvakuum zu Bürgerkriegen zwischen konservativen und liberalen Kräften, wobei die USA in die Unterdrückung liberaler Aufstände eingriffen.

In den 1920er Jahren zogen sich die USA zurück, und die Somoza-Diktatur übernahm die Macht für mehr als 50 Jahre, bis sie 1979 durch die Sandinistische Revolution gestürzt wurde. Die Sandinisten übernahmen ein Land, das durch Armut, Obdachlosigkeit und unzureichende Gesundheitsversorgung geprägt war. Der Bürgerkrieg hatte rund 50.000 Tote und 150.000 Flüchtlinge gefordert. Durch US-Unterstützung der Contra-Rebellen gegen die Sandinisten in den 1980ern verschärfte sich die Lage.

1990 fanden die ersten freien Wahlen statt, aber Nicaragua blieb sozial und wirtschaftlich tief gespalten: Wenige Reiche kontrollieren den Großteil des Vermögens, während die Mehrheit in Armut lebt. Korruption und Kriminalität sind verbreitet, und viele Kinder sind verwaist oder verlassen und leben in extrem schwierigen Verhältnissen

Quellen: The CIA World Factbook, Lonely Planet.com, UNICEF, U.S. Department of State

Eckdaten Nicaragua

  • Fläche: 130.373 km² (Ö: 83.871 km²)
  • Hauptstadt: Managua
  • Einwohnerzahl: 6.625.000
  • Sprache: Spanisch
  • Kindersterblichkeit: 15,4 pro 1.000 Geburten (Ö: 3,5 pro 1.000 Geburten)
  • Bevölkerung unter der Armutsgrenze: 24,9%

Unser Zentrum “Casa Padre Wasson” liegt in Jinotepe, inmitten von sanften Hügeln und Ackerlandflächen. Über 300 Kinder und Jugendliche in der Nähe unseres Zentrums betreuen wir hier. Weitere 45 Student*innen unterstützen wir mit einem Stipendienprogramm, viele von ihnen leben in Studenten-WGs in der Hauptstadt Managua.

Ende 2020 erfuhr das ursprüngliche Kinderdorf-Programm eine radikale Änderung. Die nicaraguanischen Behörden verordneten landesweit Kinder und Jugendliche wieder mit ihrer Herkunftsfamilie vereinigen. Seitdem konzentrieren wir uns auf die Betreuung unserer ehemaligen Kinderdorf-Kinder in ihren Familien (OneFamily-Programm) und unterstützen gefährdete Kinder in umliegenden Gemeinden.

Hilfe, die ankommt: Unterstützung in den Gemeinden

Das NPH-OneFamily-Programm stärkt gefährdete Kinder in den Gemeinden rund um den NPH-Standort. Die Kinder leben bei ihren Ursprungsfamilien und werden von uns durch pädagogische Hilfestellung, Gesundheitsversorgung und psychosoziale Betreuung unterstützt. 

Sozialarbeiter*innen von NPH besuchen die Kinder zu Hause und arbeiten mit der ganzen Familie daran, Risiken zu verringern und die Familie zu stärken. Das Ziel ist es, ein förderndes Umfeld für die Kinder zu schaffen, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können.

Schule und Berufsausbildung

NPH Nicaragua betreibt eine eigene Schule für Kinder und Jugendliche bis zur elften Klasse. Schüler*innen, die einen technischen Beruf anstreben, besuchen die Schule in der Gemeinde.

Vier Kinder in der NPH Schule lachen in die Kamera.

Für die Zukunft ist ein Berufsausbildungsprogramm geplant, das Schweißen, Tischlern, Malen, Reparaturarbeiten, Nähen, Schuhmachen und Kunsthandwerk umfaßt. Dank der Zusammenarbeit mit MINED, dem „Ministerio de Educación“ (Bildungsministerium) ist die Qualität der Ausbildung in allen Fällen hoch.

Mehr als nur Schulunterricht

Da die Familien der Kinder, die bei NPH in die Schule gehen, meistens sehr arm sind, ist die Betreuung, die sie tagsüber bei uns erhalten, umfassend. Sie beinhaltet:

  • Medizinische Versorgung
  • Nahrhafte Mahlzeiten und Snacks
  • Psychosoziale Betreuung
  • Schuluniform und Schuhe
  • Schulbücher und -material

Einige Schülerinnen erhalten auch eine umfangreiche familiäre Unterstützung, einschließlich finanzieller Hilfen. Mitarbeiterinnen von NPH kommen zu Besuch, um die Eltern zu beraten, den Kindern Nachhilfeunterricht und allgemeine Ratschläge für ihr Leben zu geben.

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Unsere Universitätsstudent*innen

Für junge Menschen, die an der Universität studieren, haben wir das Programm „Drei Schritte zur Selbstständigkeit“ entwickelt. Sie leben bei Familienmitgliedern oder in gemieteten WGs und erhalten finanzielle Unterstützung und Beratung von NPH. Dank der Zusammenarbeit mit dem INATEC „Instituto Técnico“ (Technische Hochschule) können wir den technisch interessierten Student*innen eine hochwertige Ausbildung garantieren.

Made in Austria: Therapiezentrum “Casa Samaritano”

Eine außergewöhnliches Projekt in Nicaragua ist das von vier österreichischen Volontärinnen 2010 gestartete Therapiezentrum Proyecto Samaritano. Hier fördern wir Kinder mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen in ihrer Entwicklung. 2014 konnten wir mit Spenden aus Österreich das neue Therapiehaus auf der Insel Ometepe fertigstellen. Die gut ausgebildeten Therapeutinnen betreuen auch Kinder auf dem Festland, etwa in unserem Casa Padre Wasson. In Zusammenarbeit mit dem MINSA „Ministerio de Salud“ (Gesundheitsministerium) therapieren sie diese Kinder und beraten die Eltern psychologisch und pädagogisch.

Rund 40 Kinder kommen regelmäßig zur Physio- und Ergotherapie.

Wir produzieren unser eigenes Essen

Ein weitläufiges Gewächshaus neben klassischen Plantagen dient zweierlei: Einerseits lernen die Kinder das Anpflanzen und Züchten der eigenen Lebensmittel. Andererseits wird dadurch unsere Küche mit nahrhaftem und frischem Obst und Gemüse versorgt. Auf zwei weiteren Anlagen bauen wir ebenfalls Obst und Gemüse an, dort halten wir auch Schweine und Hühner.

Wussten Sie, dass …

  • … unser Abwasserreinigungssystem ohne Strom und Chemikalien arbeitet? Das gereinigte Wasser wird zur Bewässerung von Grünflächen, Gärten und anderen landwirtschaftlichen Flächen verwendet.
  • … im Jahr 2017 rund 500 Solarzellen auf den Dächern der Lehrwerkstätten installiert wurden? Dadurch können wir bis zu 30 % Energiekosten sparen.
  • … die Lehrwerkstätten 2015 ein Zertifizierungs- und Akkreditierungsverfahren durchlaufen haben? Die Schüler*innen können nun in den Bereichen Schuhmacherei, Nähen, Haushaltselektrik, Schweißen, Computer und Englisch eine staatlich anerkannte Ausbildung absolvieren. 
  • … der Bau unseres Gymnasiums 2017 abgeschlossen wurde? Es umfasst acht Unterrichtsräume, ein Labor und eine Bibliothek.
  • … im Jahr 2018 ein Nachhilfeprogramm für Schüler*innen umliegender Gemeinde entwickelt, da diese aufgrund von Unruhen nicht in die Schule gehen konnten. 

NPH Nicaragua – Die Erfolge des vergangenen Jahres

  • 645 unterstützte Kinder und Erwachsene
  • 122 lokal Beschäftigte
  • 187 Kindergarten- bis Universitätsabschlüsse

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