Das Frauenbild in der lateinamerikanischen Kultur

Um die Gesellschaft Lateinamerikas zu verstehen, muss man zuvor die Geschlechterrollen verstehen, die für diese Region typisch sind. Sie sind geprägt vom „Marianismo“, der Heiligkeit der Familie und dem „Machismo“, der Überlegenheit der Männer.

Marianismo

„Marianismo“ bezeichnet eine Reihe von kulturellen Regeln und Verhaltensweisen in Lateinamerika, die die Kultur den Frauen zuweist. Der Begriff bedeutet übersetzt so viel wie „wie Maria sein“ und hat seine Wurzeln im Katholizismus.

Maria bezieht sich auf die Jungfrau Maria, die Mutter von Jesus Christus. Die Jungfrau Maria ist in der lateinamerikanischen Kultur eine bedeutende Figur, die große Verehrung erfährt. In der religiösen Kultur Lateinamerikas und der Karibik wird La Virgincita daher als ein Ideal angesehen, dem Frauen folgen müssen.

Frauen sind nach diesem Konzept Männern spirituell überlegen und nehmen zum Wohl der Familie extreme Opfer auf sich.

Was bedeutet aber diese „Überhöhung“ der Frau?

Für eine Latina bedeutet dies, dass sie sich allen Menschen in ihrer Umgebung, insbesondere den Männern, unterwirft und passiv ist, sie hat eine unerschöpfliche Güte und Opferbereitschaft. Sie ordnet sich und die Kinder dem Schutz und der Herrschaft, der Gewalt des Mannes unter. Sie weiß nichts von der Außenwelt, da ihre einzige Aufgabe im Leben darin besteht, eine gute Tochter, Ehefrau und Mutter im Haus zu sein.

Machismo

Auch wenn die Frau durch diese Aufopferung in traditionellen Gesellschaften Respekt und Bewunderung erfährt, ist der Marianismo die perfekte Grundlage des Machismo, die Überlegenheit der Männer über Frauen ist besonders stark ausgeprägt.

Mädchen und Frauen werden benachteiligt und sind überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt. Die Rate von häuslicher Gewalt und Teenager-Schwangerschaften ist sehr hoch. Viele Mädchen heiraten aus gesellschaftlichem Druck sehr jung; viele von ihnen haben keine Ausbildung, weil sie nie zur Schule gehen durften; die Arbeitslosigkeit ist hoch.

Chicas Poderosas

Daher setzt sich das von uns entwickelte Förderprogramm „Chicas Poderosas“ mit der stark benachteiligten Stellung der Frau in Lateinamerika auseinander. Wenn Mädchen ihre grundlegenden Rechte als Frauen kennen, werden sie stark und treffen selbstständige Entscheidungen. Sie fordern ihr Recht ein, zur Schule zu gehen, eine Ausbildung zu machen oder zu studieren. Mit einer guten Ausbildung finden sie leichter einen Job und werden finanziell unabhängig.