Ein Einblick in unsere Arbeit

In unserem NPH-Büro in der Zollergasse in 1070 Wien drehte sich letzten Mittwoch alles um das Thema Kind – Kind sein in unserer KindertagesstätteNuestra Señora de la Victoria“, denn wir hatten Vertreterinnen und Vertreter aus Chile zu Gast.

Unsere Gäste – Claudia Vera* und José Horacio Wood* vom Kindernothilfe-Partner Fundación ANIDE – berichteten über ihre Arbeit in La Victoria, Chile:  

Wolfgang Martinek, Geschäftsführer NPH Österreich, mit seinen Gästen Claudia Vera und José Horacio Wood von ANIDE.

Die Armut nimmt in Chile zu

„Armut und extreme Armut haben stark zugenommen in Chile; die Macht der Drogenbanden wird immer stärker. Die Gewalt – auch innerhalb der Familien – nimmt laufend zu. Das Geld, das die Familien mit Arbeit verdienen, reicht zum Leben im Armenviertel einfach nicht mehr aus. Viele Kinder sind tagsüber auf sich alleine gestellt, während ihre Eltern schuften. Die Lebensbedingungen haben sich sehr verschlechtert. Das ist die neue Realität in La Victoria.“, so Claudia Vera.

„Daher kommt unserer Kindertagesstätte immer mehr Bedeutung zu. Sie bietet den Kindern Sicherheit und Schutz, die Mädchen und Buben können zumindest für einige Stunden wieder Kind sein.“, so José Horacio Wood.

Maßnahmen selbst in die Hand nehmen

Die Kindertagesstätte hilft den Kindern, ihre Zukunft aktiv zu gestalten. Gemeinsam mit ihren Eltern werden sie motiviert, Verantwortung zu übernehmen und Veränderungsprozesse selbst in die Hand zu nehmen:

  • Die Kinder werden mit kreativen Maßnahmen gefördert; sie basteln, malen und spielen und gewinnen dadurch ihre Würde zurück und die Zuversicht, etwas zu können.
  • Es wird gemeinsam gelernt; es gibt Unterstützung bei den Hausaufgaben.
  • Es gibt nahrhafte Mahlzeiten und Snacks: Viele Kinder sind unter- oder mangelernährt. Das Essen in der Kindertagesstätte ist oft die einzige Mahlzeit am Tag, die sie bekommen. So werden die Kinder satt und lernen was es heißt, sich gesund zu ernähren.
  • Die Kinder lernen, für sich einzustehen und Rechte einzufordern. Dieses Wissen tragen sie nach Hause, wo auch ihre Eltern angeregt werden, sich damit auseinanderzusetzen.

Das Positive ist: Trotz aller Widrigkeiten kommen die Bemühungen besonders bei den jüngeren Kindern gut an. Sie nehmen ihre gemeinsamen Erfolgserlebnisse unmittelbar wahr.“ 😊

Den Nachmittag verbrachten wir gemeinsam mit unseren Spenderinnen und Spendern bei Kaffee, Kuchen (gesponsert von der Bäckerei Schwarz!) und Empanadas, ausgedehnten Gesprächen und der Freude darüber, einander wieder zu sehen.

Wir von NPH sind uns einig: Was für eine gelungene Veranstaltung! Wir sind sehr stolz, so tolle Unterstützerinnen und Unterstützer an unserer Seite zu haben Besuch aus Chile zu Gast zu haben, die sehr viel Engagement zeigen und unsere Arbeit langfristig planbar machen – und unseren Kindern eine Chance geben.

* Der Anthropologe José Horacio Wood arbeitet seit 1995 bei der Fundación ANIDE (Fundación de Beneficiencia de Apoyo a la Niñez Desprotegida), dem Kindernothilfe-Partner in Chile, und wurde 2001 zum Direktor dieser ökumenischen Stiftung berufen.
Seine Kollegin Claudia Vera ist Germanistin und seit 1991 bei ANIDE, bzw. der Vorgänger-Organisation Programa de Menores, als Programm- und Projektkoordinatorin engagiert. Ihr Bruder wurde vom Pinochet-Regime ermordet – und sie mit ihrer Familie gezwungen, nach Deutschland ins Exil zu gehen. Claudia Vera begleitet und betreut seit vielen Jahren auch die Lern- und Freiwilligendienstleistenden des Bündnisses Evangelische Freiwilligendienste in Chile.